Die Stricknadel

Ein Gegensatz beherrscht uns: jung der Takt,doch alt zumeist die Hände, die uns leiten, die kunstgerecht den Faden um uns schlingen. Und ein Gewebe schnell zustande bringen, 

Dess' Maschen so lebendig dehnbar sind, dass sie bei jedem Atemzug sich weiten, Und eure Freiheit an Bewegung nie vermindern, Wie andre Stoffe tun. 

Man sagt sogar: Gestrickte Sachen wüchsen mit den Kindern.

Behagen schafft der Nadeln leises Klappern, wie wintertags des Ofens knisterflammen; 

Wir reden viel, wie alte Leute plappern. 

Sitzt ihr zur Dämmerzeit beisammen, sind wir der beste Zeitvertreib; Denn eure Hände meistern uns allein, das Auge kann ganz ausgeschaltet sein.

Zur Zeit verlangt die Mode, dass man kunstvoll strickt; doch alles, was ihr so beschickt, wird nicht von Dauer sein.

Nur Allereinfachstes, nur Schlicht und kraus, der Strickkunst Urform, sie stirbt niemals aus. 

Wie immer Kinder sind, für deren Lebensmorgen. Ihr Mützchen, Jäckchen, Strumpf und Tuch gebraucht, so werden immer Mütter junger Mütter sein, die strickend jedes Enkelkind versorgen. 

Des Lebens Kreislauf muss uns jung erhalten:

"Die Kunst der Alten"

Aus dem Büchlein "Auf den Nachttisch zu legen" von 1938

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